Eine Party mit vielen Freunden
Beide Klubs sind seit den Siebzigern eng miteinander verbunden. Aber eine echte Freundschaft gibt es erst, seitdem Gladbach-Fans Spenden für die Opfer des Sheffield-Dramas gesammelt haben. Die genaue Entwicklung dieser Beziehung könnt Ihr hier www.11freunde.de/fans/18988 nachlesen. Hier nun das Interview mit Fanprojekt-Macher Thomas „Jonny“ Polcher.
Jonny, warst du im Juni 1991 dabei, als die Spenden den Liverpoolern überreicht wurden?
Ja, ich war dabei. Allerdings hatte ich noch keine Funktion im Fanprojekt.
Wie waren die Reaktionen der Reds?
Es war einmalig: Holger Spieker, der damalige Fan-Betreuer, hat eine Rede gehalten. Und er hatte Tränen in den Augen, weil er so ergriffen war von dem Szenario. Auch die Liverpool-Delegation war total begeistert. Und als der ganze Saal anfing, „You´ll never walk alone“ zu singen, ging das allen Beteiligten sehr nahe. Für die Engländer war es ein Novum, dass Fans von einem anderen Verein die Reds dermaßen würdigen. Das war letztlich die Geburtsstunde für unsere jährlichen Touren nach Liverpool.
Und daraufhin entstand die Fan-Freundschaft.
Sagen wir so, eine Fan-Freundschaft, wie man sie von Schalke und Nürnberg kennt, ist das eigentlich immer noch nicht. Das ist nicht Gang und Gäbe in England. Für die zählt ihr Verein und dann kommt lange Zeit erstmal nichts. Aber wir sind neben Celtic Glasgow der einzige Klub, zu dem intensive freundschaftliche Kontakte bestehen.
Dann gibt es in Liverpool sicherlich Gladbach-Utensilien zu kaufen.
Nein, die gibt es nicht. Aber wenn wir in Liverpool zu Besuch sind, dann kleiden sich die Reds aus Sympathie zu uns durchaus in grün-weiß. Im Kop schwenkt auch der eine oder andere eine Gladbach-Fahne. Aber an einem gewöhnlichen Premier League-Spieltag wird niemand mit einem Borussia-Schal zu sehen sein.
Sind nach wie vor Liverpool Fan-Utensilien in der Gladbacher Nordkurve zu entdecken?
Ja, das nimmt in letzter Zeit wieder stark zu. Vor allem durch unsere derzeitige Unterschriften-Aktion. Und zu den jährlichen Touren fahren immer mehr Jüngere mit.
Können die Jüngeren Fans der Borussia überhaupt noch etwas mit der Verbindung zu den Reds anfangen?
Sie scheinen derzeit von unserer Aktion angesteckt worden zu sein. Denn momentan sieht man viele Jüngere in der Nordkurve, die ihre Sympathie zu den Reds bekunden.
Ihr seid einmal pro Jahr in Liverpool. Aber kommen die Fans der Reds auch nach Mönchengladbach?
Das Problem ist, dass es in England keine Winterpause gibt. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass wir immer im Januar nach England reisen, denn dann ist bei uns spielfreie Zeit. Vereinzelt kommen immer mal wieder Fans aus Liverpool nach Gladbach, aber nicht mit rund 120 Mann, so wie wir das jährlich machen.
Nun konkret zu der Unterschriften-Aktion: Wann habt ihr die Liste in Liverpool überreicht?
Im Oktober vor dem Champions League-Spiel gegen Bordeaux. Und zwar im Eingang zur Vip-Loge. Dort hat der General-Manager Rick Parry die Liste entgegengenommen. Er war sehr angetan von unserem Engagement.
Woher stammen die 4.500 Unterschriften?
Nahezu aus ganz Europa. Aber es waren auch einige Exoten dabei. Unter anderem aus USA, Südafrika, Dominikanische Republik, Neuseeland, Autralien, Singapur, Hongkong, Japan und sogar aus Nepal.
Wie haben Peter Pander und Stephan Schippers reagiert, als ihr die Unterschriften letzte Woche vor dem Heimspiel gegen Hannover vorgelegt habt?
Sehr professionell und nüchtern. Sie meinten, dass sie ohnehin seit zwei Jahren versuchen, Liverpool einzuladen. Aber der Terminkalender der Engländer lässt dies nicht zu. Vorletztes Jahr waren die Reds in der Vorbereitung auf Asien-Reise, letztes Jahr kam die Qualifikation zur Champions League dazwischen. Dazu kommt die hohe Antrittsprämie. Dennoch versucht unsere Vereinsführung alles, damit es nächstes Jahr klappt. Aber sie werden sich nicht als Bittsteller präsentieren, die auf Knien angekrochen kommen. Dazu sei die Borussia eine zu starke Marke, wie es die Herren aus der Vereinsführung ausdrücken.
Aber Freiburg, Mainz und Köln konnten es sich leisten, Liverpool zu buchen.
Ja, das ist mir auch ein Rätsel. Aus Sicht der Fans war es einfach an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Und es scheint zu wirken: Pander meinte im positiven Sinne, dass wir ihn jetzt ganz schön unter Druck gesetzt hätten.
Wie stehen nun die Chancen auf ein Freundschaftsspiel gegen die Reds?
Ich glaube schon, dass es von beiden Seiten ernst gemeint ist. Rick Parry sagte, das Trainingslager findet traditionellerweise in der Schweiz statt. Und aufgrund der kurzen Wege sieht er der Sache zuversichtlich entgegen.
Und was sagt dein Bauchgefühl?
Schwer zu sagen. Sagen wir mal: 70 Prozent. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.
Wenn es zu dem Spiel kommt, wie wird es ausgehen?
Das Ergebnis ist nebensächlich. Vielmehr steht die Party mit vielen Freunden aus England im Mittelpunkt. Und angesichts unserer jetzigen sportlichen Situation kann man eher davon ausgehen, dass wir eine hohe Klatsche kriegen.
In unserer Galerie seht Ihr Impressionen von den großen Duellen der 70er Jahre.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeVnrumec%2Baqa2xXaK2tXnVopylnZ5is7Ox1KebnqZfaIJ1g5hr