Eine Party mit vielen Freunden

Publish date: 2024-10-25

Beide Klubs sind seit den Sieb­zi­gern eng mit­ein­ander ver­bunden. Aber eine echte Freund­schaft gibt es erst, seitdem Glad­bach-Fans Spenden für die Opfer des Shef­field-Dramas gesam­melt haben. Die genaue Ent­wick­lung dieser Bezie­hung könnt Ihr hier www​.11freunde​.de/​f​a​n​s​/​18988 nach­lesen. Hier nun das Inter­view mit Fan­pro­jekt-Macher Thomas Jonny“ Pol­cher.

Jonny, warst du im Juni 1991 dabei, als die Spenden den Liver­poo­lern über­reicht wurden?

Ja, ich war dabei. Aller­dings hatte ich noch keine Funk­tion im Fan­pro­jekt.

Wie waren die Reak­tionen der Reds?

Es war ein­malig: Holger Spieker, der dama­lige Fan-Betreuer, hat eine Rede gehalten. Und er hatte Tränen in den Augen, weil er so ergriffen war von dem Sze­nario. Auch die Liver­pool-Dele­ga­tion war total begeis­tert. Und als der ganze Saal anfing, You´ll never walk alone“ zu singen, ging das allen Betei­ligten sehr nahe. Für die Eng­länder war es ein Novum, dass Fans von einem anderen Verein die Reds der­maßen wür­digen. Das war letzt­lich die Geburts­stunde für unsere jähr­li­chen Touren nach Liver­pool.

Und dar­aufhin ent­stand die Fan-Freund­schaft.

Sagen wir so, eine Fan-Freund­schaft, wie man sie von Schalke und Nürn­berg kennt, ist das eigent­lich immer noch nicht. Das ist nicht Gang und Gäbe in Eng­land. Für die zählt ihr Verein und dann kommt lange Zeit erstmal nichts. Aber wir sind neben Celtic Glasgow der ein­zige Klub, zu dem inten­sive freund­schaft­liche Kon­takte bestehen.

Dann gibt es in Liver­pool sicher­lich Glad­bach-Uten­si­lien zu kaufen.

Nein, die gibt es nicht. Aber wenn wir in Liver­pool zu Besuch sind, dann kleiden sich die Reds aus Sym­pa­thie zu uns durchaus in grün-weiß. Im Kop schwenkt auch der eine oder andere eine Glad­bach-Fahne. Aber an einem gewöhn­li­chen Pre­mier League-Spieltag wird nie­mand mit einem Borussia-Schal zu sehen sein.

Sind nach wie vor Liver­pool Fan-Uten­si­lien in der Glad­ba­cher Nord­kurve zu ent­de­cken?

Ja, das nimmt in letzter Zeit wieder stark zu. Vor allem durch unsere der­zei­tige Unter­schriften-Aktion. Und zu den jähr­li­chen Touren fahren immer mehr Jün­gere mit.

Können die Jün­geren Fans der Borussia über­haupt noch etwas mit der Ver­bin­dung zu den Reds anfangen?

Sie scheinen der­zeit von unserer Aktion ange­steckt worden zu sein. Denn momentan sieht man viele Jün­gere in der Nord­kurve, die ihre Sym­pa­thie zu den Reds bekunden.

Ihr seid einmal pro Jahr in Liver­pool. Aber kommen die Fans der Reds auch nach Mön­chen­glad­bach?

Das Pro­blem ist, dass es in Eng­land keine Win­ter­pause gibt. Es kommt ja nicht von unge­fähr, dass wir immer im Januar nach Eng­land reisen, denn dann ist bei uns spiel­freie Zeit. Ver­ein­zelt kommen immer mal wieder Fans aus Liver­pool nach Glad­bach, aber nicht mit rund 120 Mann, so wie wir das jähr­lich machen.

Nun kon­kret zu der Unter­schriften-Aktion: Wann habt ihr die Liste in Liver­pool über­reicht?

Im Oktober vor dem Cham­pions League-Spiel gegen Bor­deaux. Und zwar im Ein­gang zur Vip-Loge. Dort hat der General-Manager Rick Parry die Liste ent­ge­gen­ge­nommen. Er war sehr angetan von unserem Enga­ge­ment.

Woher stammen die 4.500 Unter­schriften?

Nahezu aus ganz Europa. Aber es waren auch einige Exoten dabei. Unter anderem aus USA, Süd­afrika, Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik, Neu­see­land, Autra­lien, Sin­gapur, Hong­kong, Japan und sogar aus Nepal.

Wie haben Peter Pander und Ste­phan Schip­pers reagiert, als ihr die Unter­schriften letzte Woche vor dem Heim­spiel gegen Han­nover vor­ge­legt habt?

Sehr pro­fes­sio­nell und nüch­tern. Sie meinten, dass sie ohnehin seit zwei Jahren ver­su­chen, Liver­pool ein­zu­laden. Aber der Ter­min­ka­lender der Eng­länder lässt dies nicht zu. Vor­letztes Jahr waren die Reds in der Vor­be­rei­tung auf Asien-Reise, letztes Jahr kam die Qua­li­fi­ka­tion zur Cham­pions League dazwi­schen. Dazu kommt die hohe Antritts­prämie. Den­noch ver­sucht unsere Ver­eins­füh­rung alles, damit es nächstes Jahr klappt. Aber sie werden sich nicht als Bitt­steller prä­sen­tieren, die auf Knien ange­kro­chen kommen. Dazu sei die Borussia eine zu starke Marke, wie es die Herren aus der Ver­eins­füh­rung aus­drü­cken.

Aber Frei­burg, Mainz und Köln konnten es sich leisten, Liver­pool zu buchen.

Ja, das ist mir auch ein Rätsel. Aus Sicht der Fans war es ein­fach an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Und es scheint zu wirken: Pander meinte im posi­tiven Sinne, dass wir ihn jetzt ganz schön unter Druck gesetzt hätten.

Wie stehen nun die Chancen auf ein Freund­schafts­spiel gegen die Reds?

Ich glaube schon, dass es von beiden Seiten ernst gemeint ist. Rick Parry sagte, das Trai­nings­lager findet tra­di­tio­nel­ler­weise in der Schweiz statt. Und auf­grund der kurzen Wege sieht er der Sache zuver­sicht­lich ent­gegen.

Und was sagt dein Bauch­ge­fühl?

Schwer zu sagen. Sagen wir mal: 70 Pro­zent. Die Hoff­nung stirbt schließ­lich zuletzt.

Wenn es zu dem Spiel kommt, wie wird es aus­gehen?

Das Ergebnis ist neben­säch­lich. Viel­mehr steht die Party mit vielen Freunden aus Eng­land im Mit­tel­punkt. Und ange­sichts unserer jet­zigen sport­li­chen Situa­tion kann man eher davon aus­gehen, dass wir eine hohe Klat­sche kriegen.

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