Der Herzensfuballer des Jahres - Bernd Schneider in der 11FREUNDE

Publish date: 2024-12-04

Man kann wirk­lich nicht sagen, dass Bernd Schneider dazu neigt, großes Auf­heben von sich zu machen. Er flitzt gerne an Fern­seh­ka­meras vorbei und äußert sich auch sonst kaum öffent­lich. Tut er es doch einmal, chan­gieren seine Aus­künfte zwi­schen Maul­faul­heit und mildem Witz. Weil er seine Ruhe will, hat Schneider lukra­tive Ange­bote für Wer­bung aus­ge­schlagen. Aber Schnei­ders Zurück­hal­tung hat auch dazu bei­getragen, dass seine großen Leis­tungen in der Ver­gan­gen­heit oft über­sehen worden sind. Doch damit ist es in der ver­gan­genen Saison plötz­lich vorbei gewesen, zu deren Ende er sich vor lauter Lobes­hymnen und Ehren­be­kun­dungen nicht mehr retten konnte. In seinem 14. Jahr als Fuß­ball­profi erlebte er stau­nend fast so etwas wie eine Schnix-Mania. Bernd Schneider wurde zu jeder­manns Her­zens­fuß­baller des Jahres.

Doch was war eigent­lich pas­siert? Hatte er sich als Spieler neu erfunden? Oder sahen wir etwa den besten Bernd Schneider aller Zeiten? Für seinen Trainer bei Bayer Lever­kusen gibt es auf diese Fragen eine ziem­lich ein­fache Ant­wort. Es werden immer jene beson­ders wahr­ge­nommen, die Tore schießen“, sagt Michael Skibbe. Nun ist Schneider zwar nicht gerade zum Tor­jäger auf­ge­stiegen, aber elf Tore in den 45 Pflicht­spielen der ver­gan­genen Saison für Bayer Lever­kusen sind eine für seine Ver­hält­nisse unge­wöhn­liche Quote, ver­gleicht man das mit seinen ins­ge­samt 39 Toren aus 280 Bun­des­li­ga­spielen. 

Hinzu kam, dass einige dieser Treffer beson­ders spek­ta­kulär waren. Ein paar hüb­sche Frei­stöße waren dabei, in Erin­ne­rung blieb aber vor allem das Tor im UEFA-Cup gegen die Blackburn Rovers, als Schneider den Ball per Hacke über die Linie lenkte. Dieser Treffer brachte auch seine Spiel­weise auf den Punkt, die immer leicht­füßig ist, spie­le­risch und die Witz hat, weil Schneider beson­dere Dinge am Ball ver­sucht.

Meister des ver­deckten Anspiels“

Es muss hier wohl nicht noch einmal aus­ge­führt werden, dass Schneider einer der wenigen deut­schen Fuß­baller ist, dessen Freund ohne Abstriche der Ball ist. Anstatt all seine Fähig­keiten auf­zu­listen, sollte man daher viel­leicht nur sagen, was er nicht so gut kann, denn da wäre nur sein Kopf­ball­spiel zu nennen, und dass er nicht der Mann für die Bal­ler­obe­rung ist. Weil der Talente so viele sind, wird er in seinem Klub auf allen Posi­tionen im offen­siven Mit­tel­feld ein­ge­setzt, von rechts über die Mitte bis zur linken Seite. Überall stiftet er mit seinen Dribb­lings beim Gegner die nötige Ver­wir­rung.

Schneider ist aber auch ein Meister dessen, was sein Trainer das ver­deckte Anspiel“ nennt. Er deutet durch Blick und Kör­per­hal­tung den Pass nach rechts an und spielt doch nach links. Sein Schalker Kol­lege Lin­coln (den der Ehren­bra­si­lianer Schneider in der letzten Saison mit der Bemer­kung und du willst Bra­si­lianer sein“ so pro­vo­zierte, dass der ihn schlug) hat dieses ver­deckte Anspiel zu ner­vigen No-Look-Pässen auf­ge­blasen, in dem er unglaub­lich demons­trativ nach links schaut und noch demons­tra­tiver nach rechts passt. Schneider hin­gegen macht es nur so, wie es nötig ist, um den Gegner zu foppen.
Skibbe sagt auch noch, dass Schneider ein stra­te­gisch agie­render Spieler ist, aber das ergibt sich fast selbst­ver­ständ­lich. Er weiß halt, wie es zugeht auf dem Platz. Er kann am Ball alles, hat sein Talent über die Jahre gepflegt und irgend­wann ist die Erfah­rung hin­zu­ge­kommen. Und nun, auf der Ziel­ge­raden der Kar­riere, gibt es auch noch die ganz große öffent­liche Aner­ken­nung, was doch wirk­lich eine schöne Ent­wick­lung ist.

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Bernd Schneider ging auch schon durch tiefe Täler. Lever­ku­sens Alb­traum­saison 2001/02 erzählen wir hier www​.11freunde​.de/​b​u​n​d​e​s​l​i​g​e​n​/​1​02637 nach.

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